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🔥 Einleitung: Wenn der Huf brennt – Was ist Hufrehe?

Hufrehe (Laminitis) ist eine entzündliche Erkrankung der Huflederhaut (Laminae) – dem Gewebe, das das Hufbein elastisch in der Hornkapsel aufhängt. Die Rehe kann akut, subakut oder chronisch verlaufen. Bei Entzündung und anschwellender Laminae entsteht durch die starre Hornkapsel ein gefährlicher Druck, der zu Ischämie, Zellnekrosen und letztlich zur Rotation oder Absenkung des Hufbeins führen kann.

Trotz der Schwere dieser Erkrankung ist ein lebenswertes Leben mit guter Lebensqualität möglich – vorausgesetzt, Diagnose und Management erfolgen schnell, präzise und individuell.

🧬 Pathophysiologie & Stadien der Hufrehe

Was passiert im Huf?

Folgen bei Hufrehe:

  • Entzündung & Schwellung der Laminae
  • Vasokonstriktion & Mikrozirkulationsstörungen
  • Zelltod (Apoptose) in der Basalmembran
  • MMPs (Matrix-Metalloproteinasen) zerstören das Bindegewebe
  • Dysregulation der Keratin-Gene, wie aktuelle Studien (Penn Vet 2021) zeigen
  • Folge: Verlust der Verbindung zwischen Hufbein und Hornkapsel

Stadien der Hufrehe

Stadium Merkmale
Initial Warme Hufe, veränderter Gang, Pulsation – oft übersehen
Akut Sägebockstellung, hochgradige Lahmheit, Schmerz, stark pulsierende Arterien
Chronisch Reheringe, konkave Zehenwand, persistierende Lahmheit ohne Akutsymptome

🧪 Diagnose: So wird Hufrehe erkannt

  • Klinische Befunde: Lahmheit, Pulsation, Schmerz bei Hufzangentest
  • Thermografie & Temperaturmessung
  • Röntgen in mehreren Ebenen: Beurteilung von Rotation und Hufbeinsenkung
  • Differenzialdiagnose: EMS, PPID, Borreliose, Trauma

🧭 Ursachen der Hufrehe – multifaktoriell & individuell

1. Futterrehe (häufigste Form)

  • Fruktanreiche Weide (v. a. im Frühjahr & Herbst)
  • Zu viel Stärke, Zucker, Kraftfutter
  • Plötzliche Futterumstellungen

2. Belastungsrehe

  • Einseitige Belastung durch Lahmheit
  • Boxenruhe ohne Ausgleichsbewegung

3. Vergiftungsrehe

  • Giftpflanzen (Jakobskreuzkraut, Eibe)
  • Endotoxine nach Geburtsverhaltungen

4. Endokrine Rehe

  • EMS (Equines metabolisches Syndrom): Insulinresistenz, Adipositas, Mähnenkamm
  • PPID (Cushing): ACTH-Erhöhung, Cortisolexzess

5. Infektiös/entzündlich

  • Borreliose, systemische Entzündungen → Aktivierung von MMPs im Huf

🚨 Akutmaßnahmen – Notfallplan

  1. Tierarzt kontaktieren – Sofort!
  2. Kühlung der Hufe: Eiswasser, Hufschuhe mit Kühlgel (mind. 48 h)
  3. Medikation: NSAIDs, Heparin, Vasodilatatoren, ggf. Sedierung
  4. Reheverband / Hufentlastung: EVA-Reheplatten, tiefe weiche Einstreu
  5. Boxenruhe, stressarme Umgebung

🍽️ Fütterung bei Rehepferden – individuell & fundiert

💡 Grundprinzipien:

  • NSC-Gehalt <10 %: Nicht-strukturierte Kohlenhydrate = Zucker + Stärke + Fruktan
  • Heuanalyse vorab: Zuckergehalt, Mineralstoffe
  • Rohfaserreich, stärkearm
  • Keine Melasse, Getreide, Leckerlis oder Obst
  • Ad libitum Heu, ggf. bedingt rationiert bei übergewichtigen EMS-Pferden
  • Nasses Heu (30–60 Minuten wässern) → Zuckerreduktion um bis zu 30%
  • Luzerne & Strohanteile zur Strukturaufwertung (nur bei guter Kaubarkeit)

🌿 Wissenschaftlich fundierte Supplemente

Supplement Wirkung Dosierung*
Vitamin E (natürlich, d-α-Tocopherol) Antioxidans, Zellschutz, Muskelstoffwechsel 3000–6000 I.E./Tag
Magnesium-Malat Muskeltonus, Insulinsensitivität, Cortisolmodulation 30–60 g/Tag
Algenöl (DHA/EPA) Entzündungshemmend, stoffwechselregulierend 10–20 ml / 100 kg KGW
Lysin Proteinbiosynthese, Kollagen, Immunmodulation 10–30 g/Tag
Methionin Leberentgiftung, antioxidativ, Methylgruppenlieferant 5–15 g/Tag
Threonin Schleimhautstabilität, Immunsystem 4–10 g/Tag
BCAAs Muskelschutz, bei Trainingsaufbau 10–15 g/Tag komb.
Selen (nur nach Blutbild!) Schilddrüse, Immunabwehr, Zellschutz max. 1 mg/100 kg KGW

*Daten basierend auf NRC (2007), Coenen & Vervuert (2020), Heidmann (2021), Penn Vet (2021)

🏃 ♀️ Bewegung & Haltung

  • Kontrollierter Weidegang: Nach akuter Phase
  • Lange Schrittphasen (ab 15–20 Minuten)
  • Weicher Boden, keine Steine oder Asphalt
  • Bewegung ≠ Belastung – Muskelarbeit ohne mechanischen Stress
  • Stressfreie Gruppenhaltung, Schattenplätze, Paddock-Trails

🔄 Langfristiges Management & Prävention

  • Regelmäßige Blutbilder: Glukose, Insulin, ACTH, Leber- & Entzündungsmarker
  • Röntgenkontrollen
  • Individuelle Rationsberechnung mit Fachberatung
  • Tagebuch über Symptome, Verhalten, Wetter & Futter
  • EMS/Cushing: regelmäßiges Monitoring (jährlich!)
  • Hufpflege alle 4–6 Wochen: flach gestellt, Rehebeschlag bei Bedarf

✅ 10 Goldene Regeln zur Rehe-Prävention

  1. Kein abruptes Anweiden
  2. Kein Getreide, keine süßen Futtermittel
  3. Tägliche Bewegung (auch Schritt)
  4. Fütterung analysieren & individuell anpassen
  5. EMS- & PPID-Diagnostik ab 12 Jahren regelmäßig durchführen
  6. Weidezeit begrenzen & Fressbremse einsetzen
  7. Keine Leckerlis/Obst verfüttern
  8. Übergewicht vermeiden
  9. Keine giftigen Pflanzen im Auslauf/Heu
  10. Stressarm halten – keine Isolation, keine Hektik

💡 Neue wissenschaftliche Perspektiven – Genetik & Biomarker

Eine aktuelle Studie der University of Pennsylvania & University of Florida (2021) identifizierte in einer Genexpressionsanalyse drei Schlüsselaspekte:

  1. Keratinsynthese & Zellstruktur: erste Abweichungen im frühesten Krankheitsstadium
  2. Metalloproteinasen (MMPs): Überaktivität → Gewebeabbau & Hufbeinrotation
  3. Autoimmun-Gene & Entzündungsmarker: möglicher Einsatz humaner Medikamente (z. B. für Rheuma)

Zitat: "We hope this leads to a blood test and medications that are both effective and affordable." – Galantino-Homer, Penn Vet

Zukunftsvision: frühe Diagnose durch Biomarker im Blut, bevor strukturelle Schäden entstehen – ein Quantensprung im Rehe-Management.

📚 Quellen & Studien

  • Hinrichs K., Vervuert I. (2023): Stoffwechselmyopathien & Hufrehe beim Pferd
  • Coenen M., Vervuert I. (2020): Pferdefütterung – Lehrbuch für Studium & Praxis
  • Heidmann M. (2021): Hufrehe in der tierärztlichen Praxis
  • NRC (2007): Nutrient Requirements of Horses
  • Holl et al. (2021): Transcriptome diversity and differential expression in supporting limb laminitis, Veterinary Immunology and Immunopathology.
  • Galantino-Homer H., Brooks S. et al. (Penn Vet, 2021): Laminitis insights show promise for the future of treatment.