Entwurmung beim Pferd: Ganzheitlich, wirksam & zeitgemäß erklärt
Einleitung: Entwurmung beim Pferd – mehr als nur Wurmkur
Parasiten sind nach wie vor ein bedeutendes Gesundheitsrisiko für Pferde. Während in der Vergangenheit oft pauschal viermal jährlich entwurmt wurde, steht heute das selektive, datengestützte Vorgehen im Vordergrund. Warum? Resistenzen nehmen zu, die Darmflora leidet und unnötige Medikamentengaben belasten Tier und Umwelt. Dieser Artikel gibt dir fundierte Einblicke in die moderne Entwurmung – von Wurmkuren über Kotproben bis zu natürlichen Maßnahmen.
1. Warum ist Entwurmung beim Pferd überhaupt notwendig?
Ein Wurmbefall kann für Pferde schwerwiegende Folgen haben: Gewichtsverlust, Koliken, Verdauungsprobleme oder Leistungseinbrüche sind häufige Symptome. Besonders Fohlen und Jungpferde sind gefährdet – ein starker Parasitenbefall kann bei ihnen sogar lebensbedrohlich sein.
2. Diese Wurmarten befallen Pferde am häufigsten
- Kleine Strongyliden – häufigste Parasiten, Gefahr durch Larven-Einkapselung in der Darmwand
- Große Strongyliden – seltener, aber riskant: Schädigung der Blutgefäße
- Spulwürmer – vor allem bei Fohlen, mit potenziell schwerwiegenden Folgen
- Bandwürmer – Risiko für Koliken, besonders im Übergang zwischen Dünn- und Blinddarm
- Pfriemenschwänze – typischerweise mit Juckreiz am Schweifansatz verbunden
3. Entwurmungskonzepte im Überblick
Intervallentwurmung
Früher Standard: Wurmkuren 4x jährlich. Nachteile: Resistenzbildung und unnötige Belastung.
Selektive Entwurmung (Empfohlen)
Nur entwurmen bei nachgewiesenem Wurmbefall per Kotprobe. Schont Darmflora und Umwelt.
Strategische Entwurmung
Kombiniert regelmäßige Kontrollen mit gezielter Entwurmung – z.B. bei Jungpferden.
4. Welche Wurmkuren gibt es?
Zugelassene Wirkstoffe in der Pferdemedizin:
- Ivermectin & Moxidectin – gegen Strongyliden, Magendasseln
- Pyrantel & Praziquantel – gegen Bandwürmer (letzterer nur in Kombination)
- Fenbendazol – zunehmend Resistenzen, v.a. bei kleinen Strongyliden
Wichtig: Immer auf das genaue Körpergewicht achten – Unterdosierung fördert Resistenzen!
5. Kotprobe – der Schlüssel zur selektiven Entwurmung
- Entnahme frischer Proben (innerhalb von 2–6 Std. ins Labor)
- 200 EPG (Eggs per Gram) → entwurmen empfohlen
- <200 EPG → Beobachtung reicht meist aus
- Zusätzliche Tests: Bandwurm-Speicheltest, Oxyuren-Klebebandmethode
6. Resistenzen – ein reales und wachsendes Problem
Durch pauschales Entwurmen und mangelhafte Wirkstoffrotation entwickeln Parasiten Resistenzen, vor allem gegen:
- Fenbendazol
- Ivermectin
Moderne Ansätze setzen daher auf genaue Diagnostik und gezielte Wirkstoffwahl.
7. Natürliche Unterstützung – keine Alternative, aber eine Ergänzung
Pflanzliche oder natürliche Stoffe wirken nicht gegen adulte Würmer, können aber zur Regeneration der Darmschleimhaut beitragen:
- Zistrose, Schwarzkümmelöl, Oregano – antibakteriell, darmstärkend
- Bierhefe, Leinsamen, Flohsamen – fördern Darmflora
- Huminsäuren (Leonardit) – Toxinbindung, Schleimhautschutz
➡️ Ideal nach einer Wurmkur zur Unterstützung der Regeneration.
8. Besonderheiten bei Fohlen und Jungpferden
- Erstentwurmung mit ca. 6 Wochen
- Anschließend alle 6–8 Wochen Kontrolle
- Häufig in Kombination mit gezieltem Wirkstoffeinsatz
- Absprache mit Tierarzt unerlässlich
9. Hygienemanagement als Parasitenprävention
- Tägliche oder mind. 2x wöchentliche Kotsammlung auf Weiden
- Kein Pferdemist als Dünger auf Pferdeweiden
- Fliegenkontrolle
- Fruchtwechsel und Weiderotation
- Gruppenhaltung altersgerecht trennen
10. Fazit: Moderne Entwurmung ist individuell, selektiv & nachhaltig
Weniger Wurmkuren – dafür gezielter und wirksamer. Wer seine Pferde regelmäßig über Kotproben kontrolliert, wirkt Resistenzen entgegen, entlastet den Stoffwechsel und sorgt für gesunde, leistungsstarke Tiere.
FAQ – Häufige Fragen zur Entwurmung beim Pferd
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Wie oft sollte ich entwurmen?
Idealerweise nach Kotprobenkontrolle – 1 bis 2x jährlich reicht oft aus. -
Kann ich natürliche Mittel statt Wurmkuren verwenden?
Nein – sie sind nur ergänzend sinnvoll, ersetzen aber keine klinisch wirksame Wurmkur. -
Sind Wurmkuren schädlich für den Darm?
Sie können die Darmflora beeinträchtigen – daher post-wurmkur Darmaufbau wichtig. -
Wie erkenne ich eine Wurminfektion beim Pferd?
Kotwasser, Gewichtsverlust, stumpfes Fell, schlechte Futterverwertung, Koliken – bei Verdacht Tierarzt kontaktieren. -
Was kostet eine Kotprobe?
Je nach Labor zwischen 20–40 €, zusätzliche Tests kosten mehr – aber langfristig günstiger als „blindes“ Entwurmen.